Spieletipps, Anleitungen und Walk-Throughs gibt es bereits seit Anbeginn der kommerziellen Games und des Einzugs des Computers in die heimischen vier Wände. Während diese in früheren Zeiten jedoch aus gedruckten Werken bestanden, wurden diese in den vergangenen Jahren durch Informations-Websites, vor allem aber auch durch Bewegtbildkanäle ersetzt. Auch auf generellen Videoportalen wie YouTube lassen sich entsprechende Inhalte finden, jedoch hat sich insbesondere ein Live-Streaming-Portal von den anderen abgesetzt und den Thron an der Spitze eingenommen, Twitch.
Doch was ist Twitch eigentlich?
Mit Stand Dezember 2021 hatte Twitch laut Statista ca. 7,57 Millionen aktive Streamer. Der Fokus liegt dabei auf der Übertragung von Videospielen, sowie von E-Sports. Während einer Übertragung können die User bzw. Zuschauer über Chatfunktionen mit dem Streamer kommunizieren. 2014 wurde Twitch von Amazon für 970 Millionen USD übernommen und hatte 2020 einen Umsatz von ca. 2,3 Milliarden USD.
Die Streamer
So vielfältig wie die Kanäle ist auch die Struktur der User, sowie deren Interessen. Wer hier nur an männliche „Gaming-Nerds“ denkt, der hat weit gefehlt. Denn tatsächlich sind 35% der User weiblich.
Der Fokus liegt auf einer jüngeren Zielgruppe und ca. 73% der User liegen in einer Alterspanne von 16-34 Jahren. Doch es lassen sich auch erfrischende Aussnahmen finden, wie User Thailandwolf, gebürtig Wolf Winfried Müller und seines Zeichens Jahrgang 1949! Dieser beschreibt seinen Ruhestand in Thailand und gibt Tipps zum Erlernen der Sprache, sowie zum Land allgemein.
In den vergangenen Jahren wurde das Twitchangebot um weitere Bereiche wie Musik und Kunst erweitert, in denen die User ihr Talent zeigen und sich gegenseitig Tipps geben können. Nach wie vor liegt der Fokus jedoch auf dem Gamingbereich und insbesondere auf sehr populären Spielen wie beispielsweise Grand Theft Auto 5, Call of Duty oder Fortnite. Dies sind in der Regel auch die Sparten mit den reichweitenstärksten Streamern, wie beispielsweise xQcOW, der 10 Millionen Follower hat.
Im Momen der Erstellung der Screenshots hatte der Streamer xQcOW über 71.000 Zuseher bei der Live-Übertragung seines GTA 5 Spiels. Dabei geht es vielen Usern nicht nur darum Tipps zu erhalten, sondern der Stream wird zu einem Gamingerlebnis, ohne dass man selbst aktiv am spielen ist. Dies ist durchaus als Phänomen zu bezeichnen, indem die User trotz Chatfunktion eine dennoch passive Rolle einnehmen und statt selbst die Maus & Tastatur bzw. den Controller in die Hand zu nehmen es bevorzugen, ihrem Idol beim spielen zuzuschauen. Durch die Live-Chatfunktion mit Videoübertragung des Streamers und der Interaktion mit diesem, wird ein neuartiges Event geschaffen. Durch die Verbindung all dieser Elemente entsteht ein informatives Live-Erlebnis, statt Netflix & Chill also quasi Twitch & Chat.
Mein Job: Twitch-Streamer
Ähnlich wie bei anderen Streamingplattformen gibt es einige wenige Superaccounts, die eine enorm hohe Reichweite und Fanbase haben. 2021 war gemäss influencermarketinghub.com der User Ninja mit einem geschätzten Umsatz von 25 Millionen USD an der Spitze der bestbezahlten Streamer. Davon sollte man sich jedoch nicht blenden lassen, da Streamer in diesen Regionen und in einer Top 50 dies als Vollzeitberuf ausüben und oft sogar ein professionelles Marketing- und Strategieteam um sich haben. Hobby-Streamer können sich jedoch ebenfalls mit einem spannend aufgezogenen Channel und guter Userbindung ein Zusatzeinkommen schaffen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Allen voran sind die Subscriptions, also bezahlte Abos von Usern, die einem Streamer folgen.
Um eine Subscription anbieten zu können, muss ein Streamer jedoch entweder Twitch-Partner oder -Affiliate sein. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte Bits, eine Art digitale Währung. Durch ein Cheering kann ein User im Chat in seiner Nachricht animierte Emotes nutzen und hiermit seine Begeisterung live ausdrücken. Diese Cheers werden mit Hilfe der Bits bezahlt, von denen der Streamer jeweils anteilig 0,01 USD erhält. Vor allem reichweitenstarke Kanäle können zusätzliche Ads schalten und damit weitere Einnahmen generieren. Als Teil der Amazon-Gruppe können die Streamer als Amazon Associates auch Produkte auf ihrem Channel verlinken. Sollte ein User ein Produkt über einen Link kaufen, so erhält der Streamer hierfür eine Provision. Product Placements sind für Streamer mit einer hohen Reichweite oder einer spitzen Zielgruppe, ebenfalls eine sehr gute Einnahmequelle.
Werbung bei Twitch
Für Advertiser gibt es verschiedene Optionen Werbung auf dem Portal zu schalten. Diese reichen von diversen Bannerschaltungen wie Leaderboards oder Rectangles, über ein Homepage Carousel bis hin zu Videoads.
Es kann jedoch aufmerksamkeitstärker sein die beworbene Marke bzw. das Produkt zu inszenieren und mit einem Channel zu verknüpfen. Möglich ist dies über das Sponsoring eines Channels, oder durch ein direktes Product Placement. Insgesbondere bei Placements sind der Kreatitivät keine Grenzen gesetzt. Dies kann als simple Integration eines Produkts im Hintergrung des Streams erfolgen, oder mit einer eigenen Story, die der Streamer bzw. Influencer vorträgt. Beispielweise könnten die User mit Hilfe von Bits an einer Umfrage zum Produkt teilnehmen. Durch die sehr grosse Reichweite und den hohen Grad an Interaktion ist Twich auch für klassische Marken sehr interessant geworden. So hat laut https://meedia.de Porsche seinen neuen E-Rennwagens 99X Electric dort vorgestellt. Die User wurden mittels eines mehrstündigen Live-Videospiels in die Fahrzeugenthüllung eingebunden und konnten aktiv daran mitwirken. Der Aufwand hat sich ausgezahlt, denn Porsche konnte fast eine Million Zuschauer mit der Kampagne generieren.
Fazit:
Twitch ist längst kein Spartenportal mehr für Gaming-Enthusiasten, sondern ein vielfältiges Live-Streaming-Portal mit einer sehr hohen Engagement-Rate der User. Dadurch ist es sowohl für professionelle und auch semi-professionelle Gamer sehr interessant, aber auch für Advertiser aller Art, die eine junge und dynamisch-agierende Zielgruppe erreichen möchten.
In den kommenden Tagen veröffentlichen wir zudem einen Artikel zum verwandten Thema ASMR ( Autonomous sensory meridian response), einem durchaus augenzwinkernden Thema, das sich grosser Beliebtheit bei Twitch erfreut. Stay tuned!