Der Schweizer TV-Markt

Ein fragmentierter Markt mit Besonderheiten

Ca. 90% aller Haushalte in der Deutschschweiz verfügen über eine TV-Gerät und dieses wird nach wie vor eifrig genutzt, auch wenn insbesondere digitale Medien weiter an Bedeutung gewinnen. Laut Statista.de lag die TV-Tagesreichweite 2021 in der Schweiz je nach Sprachregion zwischen 61% und 68%. In der Gesamtschweiz lag die durchschnittliche Fernsehnutzungsdauer im ersten Halbjahr 2021 (alle Personen über 15 Jahre) bei täglichen 136 Minuten. Spitzenreiter ist hierbei die Nutzung in der italienischen Schweiz, die 185 Minuten pro Tag beträgt. Werbetreibende nutzen das Medium TV intensiv und 2020 wurden 1,89 Milliarden CHF Bruttoausgaben in Fernsehwerbung investiert.

Entwicklung

1965 wurde Fernsehwerbung mit einem Kontingent von 12 Minuten pro Tag das erste Mal von den Schweizer Behörden bewilligt. 1992 folgte dann der Entscheid, dass Werbung auch an Sonn- und Feiertagen, sowie Unterbrecherwerbung während laufender Programme, geschaltet werden darf. Seit ihrer Gründung 1931 war die SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) ein Monopolist, erhielt aber insbesondere in den 90er Jahren grosse Konkurrenz durch ausländische Sender, insbesondere aus Deutschland und Frankreich. Nach und nach wurden zuerst die grossen Sender wie M6, RTL oder ProSieben, anschliessend auch Nischensender wie NITRO und Super RTL mit schweizer Werbefenstern ausgestattet. Das bedeutet, dass die Sendeinhalte zwar die gleichen sind wie in den Nachbarländern, die Werbeblöcke aber speziell für den Schweizer Markt erstellt und auch lokal vermarktet werden. Neben den Werbeblöcken betrifft dies auch Sonderwerbeformen.

Fragmentierung

Mit 8,63 Millionen Einwohnern ist die Schweiz ein kleineres Land, das zudem in 4 Sprach-

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regionen unterteilt ist, die Deutschschweiz, die französischsprachige Romandie, das Tessin mit Italienisch, sowie Rätoromanisch. Diese Sprachfragmentierung wirkt sich direkt auf die konsumierten TV-Inhalte und somit auch auf die Werbung aus. Insbesondere die deutsch- und französischsprachige Schweiz sind hierbei für Vermarkter sehr interessant. Vergleicht man den Schweizer TV-Markt mit anderen europäischen Ländern, so darf man ihm durchaus eine Einzigartigkeit bescheinigen. Der Markt ist vielfältig und bunt, bietet eine Mischung aus speziellem Schweizer Content und internationalen Inhalten. Trotz einer sehr geringen Zielgruppengrösse, sind auch Regionalsender sehr beliebt.

Eigenproduktionen & Swissness

In Anbetracht des fragmentierten Marktes sind Eigenproduktionen mit einem hohen finanziellen Risiko verbunden. Sowohl die Sender der SRG, als auch die privaten, haben jedoch erkannt, dass diese dennoch sehr lukrativ sein können und das eigene Angebot aufwerten. Swissness ist gefragt! Was man sonst eigentlich nur von Sportveranstaltungen kennt, funktioniert in der Schweiz auch bei Eigenproduktionen: Public Viewing.

Quelle: https://www.oneplus.ch

So finden beispielsweise während der Ausstrahlung der Schweizer Version des Bachelors regelmässig Fanpartys statt. Angesichts der Marktanteile von um die 23% in der werberelevanten Zielgruppe, wundert dies auch nicht. Noch stärker zeigt sich dies bei jungen Frauen, denn bei den 15-24-jährigen schaut jede zweite das Format. Mut wird also belohnt und wir freuen uns sehr über lokale Inhalte im Schweizer Fernsehen.

Der Fokus auf lokale Inhalte lässt sich auch für Werbetreibende empfehlen. So ist es für Kunden aus dem Ausland ratsam, ggf. einen schweizer Sprecher zu engagieren. Bereits im Vorfeld in der Konzeptionsphase eines TV-Spots sollte ein eigenständiges Konzept für jeden Markt erstellt werden. Dies muss bzw. sollte sich nicht komplett unterscheiden, doch mit wenigen Adaptionen lassen sich oft bessere Ergebnisse in den Zielmärkten, z.B. der Schweiz und Deutschland, erzielen. Zudem gibt es andere Werberichtlinien, die zu beachten sind. Dies betrifft insbesondere die französisch-sprachige Schweiz, die deutlich strengere Regeln, in Anlehnung an das französische Werberecht, aufweist.

Vermarkter-Übersicht

Während insbesondere kleinere Sender, sowie auch Regionalsender weilweise eine zusätzliche Direktvermarktungsstrategie betreiben, gibt es im Grunde genommen neben CH Media ein Duopol in der Schweiz. Dieses besteht aus Admeira und Goldbach. Für Werbetreibende ergibt sich daraus der grosse Vorteil, dass gerade bei einem kleinen und dennoch vielfältigen Markt, dennoch eine gute Mediaplanung möglich ist, indem mit der Buchung des Duopols der grösste Teil des Schweizer Marktes abgedeckt werden kann. Sowohl spezialisierte Mediaagenturen in der Schweiz, als auch die Vermarktungshäuser direkt, stehen ihren Kunden jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Preise und Nischen-Vermarktung

Es ist ein wenig schwierig einen TKP-Vergleich zu machen, da dieser je nach Sender, Programm, Reichweite und Zeitschiene anders ausfällt. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein durchschnittlicher TKP in Deutschland bei ca. 50,- € liegt. In der Schweiz liegt dieser meist höher, zum Teil um die 100,- CHF, wobei in den vergangenen Monaten teilweise deutliche Rabatte angeboten wurden. Warum ist der Markt trotz eines höheren Grundpreises dennoch sehr spannend? Nimmt man beispielsweise einen E-Commerce-Shop, so ist der Warenkorbwert in der Schweiz meist deutlich höher, gleichzeitig die Rücksendequote geringer. Aufgrund der Reichweite der TV-Sender in Deutschland ist Werbung oft mit einem hohen Grundinvestment verbunden. In der Schweiz kann jedoch aufgrund der geringeren Reichweite bereits mit einem kleineren Budget TV-Werbung geschalten werden. Dadurch wird es vor allem für Produkte mit einer spitzen Zielgruppe sehr spannend, bereits recht früh in TV-Werbung zu investieren.

Fazit:

Der Schweizer TV-Markt unterscheidet sich deutlich von seinen Nachbarländern und Werbetreibende sollten sich darüber bewusst sein. Diese Unterschiede machen ihn jedoch auch sehr attraktiv, auch für KMU und Start-Ups. Mit einer optimalen Mediaplanung und speziell angefertigten Werbemitteln, kann eine sehr effiziente TV-Kampagne durchgeführt werden.