Deine Meinung: Künstliche Intelligenz im Marketing – Interview mit Daniel Hünebeck

 

Das Thema künstliche Intelligenz, Chat GPT, AI etc. ist in aller Munde. Bei dem letzten Event der SOM Online Konferenz in März haben wir ein grosses Interesse für dieses Thema verspürt. Meiner Meinung nach, kennst du dich sehr gut aus hier. Gerne möchte ich für das Online Magazin der SOM Online Konferenz deine Meinung zu diesem Thema wissen. Wenn du möchtest, bitte antworte doch diese Fragen, und sende sie mir mit einem Kurz-Vita von dir zusammen mit einem Foto von dir zurück.

 

Welche Vorteile von künstlicher Intelligenz gibt es im Marketing, deiner Meinung nach?

Ich sehe die Vorteile vor allem darin, dass kleinere Unternehmen mit KI neue Möglichkeiten bekommen, da nun ein Video, ein Text oder eine Übersetzung deutlich günstiger werden. War früher ein Video allein aus Budgetgründen viel zu teuer und kam deshalb gar nicht in Frage, so kann das heute mit KI-Videos anders aussehen, auch wenn mit gewissen Abstrichen bei der Qualität. Bei grösseren Unternehmen wird die KI vor allem unterstützende Funktionen haben, zum Beispiel für einen Entwurf.

 

Was meinst du, welche Anwendungsbeispiele für KI Marketing gibt es?

Da gibt es mittlerweile unzählige und jeden Tag kommen neue dazu. Die grossen Kategorien sind Textverarbeitung, Videoerstellung, Bildverarbeitung, Programmieren, Spracherkennung, Musikerstellung und viele andere. Ich denke jedes Unternehmen sollte einmal schauen, welche Bedürfnisse es wo hat und ob es in diesem Bereich bereits spannende KI-Tools gibt. Und die Wahrscheinlich ist gross, dass es die gibt.

 

Nutzt du selber bereits KI in deinem beruflichen Alltag? Wenn ja, welche Tools?

Ich musste letztens für einen Kunden ein deutschsprachiges Video mit französischen und englischen Untertiteln versehen. Ein ganz typischer Anwendungsfall in der Schweiz mit der Mehrsprachigkeit. Also habe ich gegoogelt und dachte eher an Agenturen oder Dienstleister, die das für mich übernehmen. Aber ich bin recht schnell auf Transkriptionstools gestossen, zum Beispiel Happy Scribe und so hatte ich schonmal die deutsche Transkription. Jetzt hätte man die mit DeepL maschinell übersetzen lassen können – hier haben wir aber doch noch eine Übersetzungsagentur beauftragt, die aber sicherlich auch Unterstützung von KI hatte. Und dann konnte ich mit Happy Scribe die französischen und englischen Untertitel einpflegen. Alternativ überlegen wir hier, ob wir nächstes Mal nicht mit einem Videotool wie Synthesia das Video deutlich kostengünstiger mit einem Avatar machen, der dann auch direkt alle Sprachen spricht. Und als Avatar könnte auch ich fungieren und mit Voice-Cloning könnte ich plötzlich auch perfekt Französisch sprechen und wir könnten auf Untertitel ganz verzichten. Ansonsten nutze ich neben ChatGPT noch Neuroflash und für Präsentationen Bautiful.AI

 

Wo siehst du die Begrenzungen von KI?

Alles geht heute eben noch nicht. Zum Beispiel ein Use Case, den ich mir als Dozent wünschen würde, der ständig Präsentationen auf die Layouts der verschiedenen Bildungseinrichtungen anpassen muss, wäre dass ich Powerpoint-Präsentationen eben ganz einfach im Design ändern könnte. Das geht nämlich mit Folienmastern eher schlecht als recht. Aber das gibt es noch nicht bzw. Anbieter, die in diese Richtung gehen, wenden sich aktuell an grosse Unternehmen und nicht an Einzelpersonen.

 

Was denkst du persönlich, wo geht die Reise hin?

Wir sehen aktuell jeden Tag neue KI-Tools oder neue Funktionalitäten von bestehenden Tools. Das ist eine wahnsinnige Geschwindigkeit. Aber von den vielen Tools werden nur wenige überleben und es wird auch hier wieder zu einer Konzentration kommen so wie wir es bei der Microsoft Office-Familie bereits gesehen haben. Auch sehen wir heute schon, dass gewisse KI-Funktionen immer mehr in bereits etablierte Software integriert werden, z.B. in E-Mail-Marketing-Tools wie Mailchimp oder Grafikbearbeitungstools wie Adobe oder Canva, so dass wir gar keine neuen Tools lizenzieren müssen.


Daniel Hühnebeck

 

Daniel Hünebeck hat seine digitale Laufbahn bei walltreet:online in der Produktentwicklung begonnen. Nach einer 3-jährigen Pause vom Onlinebusiness als Consultant bei einer Restrukturierungsberatung ist er zurück in die Branche und hat die Boutique-Agentur adisfaction in der Schweiz aufgebaut. Danach ist er zur UBS Schweiz gewechselt und hat dort die gesamten digitalen Marketingaktivitäten aufgebaut und wurde hierfür mit dem iab Digital Marketer of the Year Award ausgezeichnet. Seit 2017 ist er als selbständiger Berater, Speaker und Dozent für mehrere Bildungseinrichtungen tätig, u.a. auch für das Fach «Künstliche Intelligenz im Marketing» an der FH Graubünden.