Welche Vorteile von künstlicher Intelligenz gibt es im Marketing, deiner Meinung nach?
Die Vorteile liegen sowohl in der Effektivität, wie auch in der Effizienz des Marketings. Effektivitätsgewinne erzielt man z. B. mit einem höheren Grad an Personalisierung, der sich letztlich in einer höheren Conversion Rate zeigt, oder bei der Kreation von Texten, Bilder und Videos. Effizienzgewinne lassen sich beispielsweise durch eine viel schnellere Marktforschung erzielen (quantitativer und qualitativer Art), in dem man analytische KI einsetzt. Und natürlich auch dadurch, dass man schlicht und einfach Ressourcen einsparen kann, seien es eigene Mitarbeitende oder Agenturleistungen.
Was meinst du, welche Anwendungsbeispiele für KI Marketing gibt es?
Deren gibt es viele, wobei ich hier gerne zwischen drei verschiedenen Arten von der KI unterscheide: der generativen, die zurzeit extrem gehypt wird, der analytischen und der robotischen, besser bekannt unter Robotic Process Automation (RPA). Zur generativen und analytischen KI habe ich ja eben schon Beispiele genannt. Und RPA kennt man von der Marketing Automation. Die Kunst ist es nun, diese drei Arten von KI gewinnbringend zusammenspielen zu lassen. Dadurch entstehen viele interessante Szenarien. Zum Beispiel schafft man mit analytischer KI die Grundlagen für die Personalisierung einer Kampagnenstrecke. Die analytische KI sorgt mit ihren auf belastbaren Daten fundierten Informationen dafür, dass die generische KI Inhalte möglichst präzis personalisieren kann, und die RPA kümmert sich um die automatische Ausspielung von E-Mails oder Anzeigen, die auch automatisch gebucht werden. Ich habe dazu vor ein paar Monaten zusammen mit Jan Schoenmakers von Hase & Igel den Artikel „Unternehmen müssen KI ganzheitlich denken“ geschrieben, der weitere Beispiele beinhaltet und mehr ins Detail geht.
Nutzt du selber bereits KI in deinem beruflichen Alltag? Wenn ja, welche Tools?
Aktuell nutze ich ChatOn AI von OpenAI, Copilot von Microsoft und Perplexity des gleichnamigen Unternehmens sowie Dall.E zur Bildgenerierung, und zwar jeweils noch die kostenlosen Versionen. Sie dienen mir dazu, schnell eine Zusammenfassung eines längeren Textes von mir zu erstellen oder ein passendes Bild dazu zu generieren. Artikel schreibe ich gerne noch selbst.
Wo siehst du die Begrenzungen von KI?
Grenzen sehe ich dort, wo es um Empathie geht. Generative AI täuscht uns zwar ähnlich wie ein Psychopath Empathie vor, hat aber selbst kein Einfühlungsvermögen oder andere Gefühle. Dessen sollten sich die Anwender von Chats bewusst sein. In eine ähnliche Richtung geht es mit der Ethik. Wir wissen, dass die generative KI voreingenommen ist, aufgrund der Unmenge an Beiträgen, die im Web zu finden sind und teilweise faktenfreie Klischees vermitteln. Ausserdem lebt die generative KI von Werken anderer, die es zu schützen gilt. Was wenn jedes je erstellte Bild ein vollständiges Urheberrecht geniesst und es nicht mehr als Basis für die Erstellung von Bildern mittels generativer KI dienen kann? Die Grenzen sehe ich also eher bei der generativen KI, nicht so bei der analytischen oder robotischen.
Was denkst du persönlich, wo geht die Reise hin?
Unternehmen werden nach diversen Regulierungen und dem ganzen Hype um die generative KI der künstlichen Intelligenz insgesamt mehr vertrauen und den Mehrwert einer Kombination von generischer, analytischer und robotischer KI erkennen. Zudem werden wir mehr und mehr multimodale Sprachmodelle sehen, die industriespezifisch designt wurden, (also nicht generisch) und sich leicht auf die jeweilige Unternehmenssituation anpassen lassen.
In zwei, drei Jahren wird es kein Unternehmen mehr geben, das keine KI einsetzt. Diejenigen, die die Vorteile der KI nicht zu nutzen wissen, werden früher oder später vom Markt verdrängt.
Daniel Renggli ist Management Consultant mit einem Fokus auf Marketing und Customer Experience und einer Leidenschaft für KI-gestützte Automation in Marketing, Verkauf und Service. Er berät mittelständische Unternehmen auf strategischer und konzeptioneller Ebene bei der digitalen Transformation.
Daniel ist Partner von 123C Digital Consulting, einem Beratungsunternehmen mit Sitz in Berlin und Wien, und arbeitet zudem für Hase & Igel, einem deutschen Startup im Bereich KI-gestützter Entscheidungsintelligenz.
Begonnen hat Daniel seine Karriere bei IBM, zunächst als Systemingenieur und später als Account Manager. Danach war er rund 25 Jahre in Führungspositionen im Marketing oder Vertrieb bei globalen Playern wie Microsoft, Oracle, SAP und PwC tätig.
Daniel Renggli ist eidg. diplomierter Verkaufsleiter und verfügt über einen Master of Advanced Studies in Marketing und Business Development (Universität Basel). Er ist außerdem zertifizierter Design Thinker und Professional Scrum Master, schreibt regelmäßig Artikel für verschiedene Medien, spricht an Veranstaltungen und hat seinen eigenen Podcast zum Thema Customer Experience Management.