Herzlich willkommen zum fünften und abschliessenden Teil unseres E-Commerce-Specials mit dem Thema Visual Commerce. E-Commerce-Shops möchten ihre Produkte bestmöglich präsentieren, sodass ihre Kunden ein tolles Einkaufserlebnis haben. Neben der Produktpräsentation steht auch eine für verschiedene Anwendungsarten optimiere Steuerung und Suche im Fokus. Durch mehrere angebotenen Optionen soll ermöglicht werden, dass jeder User nach seinem Gusto entscheiden kann, wie er die Seite nutzt. Zudem wird versucht die Grenze zwischen virtuellem und realem Shoppen zu verwischen. In den vergangenen Jahren hat sich das Nutzerverhalten deutlich geändert, was unter anderem auch an der gestiegenen Nutzung von (Bewegt-) Bildinhalten auf Plattformen wie beispielsweise TikTok, Snapchat oder Instagram liegt. Beim sogenannten Picture Superiority Effect wird davon ausgegangen, dass die Wahrnehmung von Bildern besser ist als die von Worten. Diesen Effekt möchten Onlineshops nutzen, um die angebotenen Produkte in Szene zu setzen, sodass eine hohe Kaufwahrscheinlichkeit geschaffen wird.
Visual Commerce – Definition
Es handelt sich um eine E-Commerce-Marketingstrategie, bei der Unternehmen faszinierende visuelle Inhalte nutzen, um Kunden anzulocken und ihr Einkaufserlebnis zu verbessern. Statt einfacher Produktbilder, die es meist zu sehen gibt, werden mit Hilfe von Technologie Visuals produziert, die eine noch bessere Darstellung ermöglichen. Die wichtigsten Produktmerkmale werden so dargestellt, dass der Kunde diese bereits am Bildschirm erleben kann, ohne sie real vor sich zu sehen oder haptisch zu erfahren.
Anwendungsbeispiele
Es gibt mehrere Ausprägungen, um Visual Commerce darzustellen und nachfolgend möchten wir euch einige Beispiele hierzu nennen.
360-Grad-Bilder
Gerade im Tourismusbereich, aber auch in anderen Industrien eigenen sich 360-Grad-Bilder, um den Usern einen besseren Überblick zu geben und um ihnen ein intensiveres Erlebnisgefühl zu bereiten.
360-Grad-Produktpräsentationen
Animationen können ein Produkt deutlich besser in Szene setzen, als rein statische Bilder. Man kann den begehrten Artikel von allen Seiten betrachten, sodass die einzelnen Produktfeatures, die man als Anbieter betonen möchte, noch stärker in den Vordergrund treten.
3D-Rundgänge / Walkthroughs
Eine Steigerung des Ganzen sind virtuelle Rundgänge. Dies können beispielsweise Büroräume oder Produktionsstätten sein, sodass man dem Interessenten direkt einen intimen und persönlichen Einblick gewähren kann. Transparenz wird somit bereits vor einem persönlichen Treffen geschaffen. Diese Gattung eignet sich vor allem auch für Immobilien. Statt nur bestimmte Fotos zu sehen, die schlimmstenfalls noch in einem schlechten Winkel aufgenommen sind, fühlt man sich direkt mittendrin. Beim User werden von der ersten Sekunde an Emotionen erzeugt und ebenso Neugier. Er möchte die Wohnung erkunden und kann dabei in jede Ecke schauen. Dies alles bequem von überall von der Welt aus, wie dem heimischen Sofa oder bei einer Fahrt in der Bahn. Dies spart sowohl für den Anbieter, als auch für den Interessenten, viel Zeit und Aufwand, da der Prozess der Vorselektion deutlich vereinfacht und präzisiert wird. Klickt einfach auf das nachfolgende Bild, um es einmal zu testen.
Augmented & Virtual Reality
Dieser Bereich innerhalb des Visual Commerce ist ein sehr beeindruckender und gleichzeitig auch ein sehr relevanter. Daher werden wir ihm einen separaten Beitrag widmen, den ihr hier auf dem SOM-Blog in Kürze lesen könnt.
Dynamische Produktseiten
Statt jeweils immer nur eine statische und gleichbleibende Seite aufzurufen, ist es auch möglich diese dynamisch zu erstellen. Das bedeutet, dass eine Produktseite aus einem Basis-Framework besteht. Die eigentlichen Inhalte werden dann aus einer Datenbank geladen und die komplette Seite somit in Echtzeit neu erstellt. Der grosse Vorteil hiervon ist, dass man die Anzeigen für jeden User individualisieren kann, ganz nach dessen Vorlieben und auch aufgrund von erhobenen Daten. Beispielsweise kann ein Laptop direkt mit dem korrekten Stecker und Ladekabel angezeigt werden, wenn aufgrund der IP-Adresse deutlich wird, dass der Nutzer sich in der Schweiz befindet.
Guided Shopping
Bei dieser Kategorie wird mit Hilfe von Software versucht die Beratungsleistung eines Ladenverkäufers zu imitieren. Durch gezielte Nachfragen, Selektionsmöglichkeiten und ähnliches werden die Vorlieben des Users ermittelt. Dies gibt dem E-Commerce-Betreiber die Möglichkeit anschliessend nur die passenden Produkte anzuzeigen, sodass sich der potentielle Kunde nicht erst mühsam durch verschiedene Produktkategorieren und Filter klicken muss. Dies führt in der Regel auch zu einer besseren Conversion Rate, da der Kunde bereits bei den ersten Touchpoints auf der Seite die für ihn interessanten und relevanten Produkte angezeigt bekommt. Ein Beispiel hierfür ist der Fragrance Finder von Sephora.
Konfiguratoren
Das einfachste Beispiel hierfür sind eventuell Autokonfiguratoren, sodass man sich virtuell sein Traumauto mit der entsprechenden Ausstattung zusammenstellen kann. Dies hat sicher schon der ein oder andere ausprobiert. Man kann sofort die einzelnen Optionen sehen und eine Auswahl treffen. Das erstelle Traumprodukt kann dann in der Regel auch direkt bestellt werden.
Personalisierbare Produkte
Dies ist quasi die Steigerung des Konfigurators, in dem nicht nur aus einer bestimmten Anzahl von Optionen gewählt werden kann, sondern eigene Ideen eingebracht werden können. So ist es z.B. möglich sich sein ganz eigenes Stofftier erstellen zu lassen, indem man einfach eine Zeichnung einschickt. Natürlich ist eine Option wie diese für den Hersteller mit einem deutlich höheren Aufwand verbunden. Gleichzeitig kann man sich damit aber auch von der Masse abheben und ggf. sogar eine neue Nische bedienen.
User-generierter Content
Nutzergenerierte Inhalte können für einen E-Commerce-Shop von einem grossen Nutzen sein. Indem die Meinung zu Produkten und Dienstleistungen über diverse Plattformen geteilt werden, können Vertrauen und Transparenz geschaffen werden. Zudem ist dies eine gute Möglichkeit um seine Reichweite zu erhöhen und um seine Marke bekannter zu machen. Diese Meinungsbilder können mit Hilfe von Schnittstellen in den Shop integriert werden. Man sollte hier jedoch aufpassen. Sollte sich ein fehlerhaftes Produkt in das eigene Sortiment einschleichen, so kann dies durch die vorhandenen Strukturen schnell zu einem Shitstorm führen.
Shoppable Scenes
Hierbei werden reale Räume und Ereignisse dargestellt, sodass sich der User fühlt, als wäre er mitten im Geschehen. Dies gibt ihm die Möglichkeit die Produkte direkt in der gewohnten Umgebung zu sehen. Zudem kann dies zu einem besseren Verkauf führen, indem der Nutzer direkt mehrere Produkte sieht, die in Zusammenhang stehen. Damit wäre dies die visuelle Umsetzung des bekannten Satzes „Nutzer die dieses Produkt gekauft haben, waren auch an nachfolgendem interessiert“. Mit einem Klick auf das unten eingefügte Bild könnt ihr eine Shoppable Scene testen.
Virtuelle Anprobe
Statt vieler Worte lassen wir an dieser Stelle doch einfach einmal Taten sprechen, um den Punkt zu erläutern. Klickt einfach hier, anschiessend auf „Try it on“, schaltet eure Webcam an und dann wünschen wir viel Spass bei der Lippenverschönerung. Als Beispielbild habe ich ein Modelfoto genommen, da ich euch, meine lieben Leser, den Anblick von mir mit knallrotem Lippenstift ersparen wollte. ?
Visual Search
Nehmen wir an, dass man ein bestimmtes Kleid, das von einem Superstar getragen wird, in einer Zeitschrift sieht. Das Kleid ist gut erkennbar, der Hersteller aber nicht. Statt mit Worten nach bestimmten Merkmalen wie „Sommerkleid“ + „Blumenmuster“ zu suchen, bei dem man unzählige Ergebnisse erhalten würde, gibt es visuelle Suchen. Diese scannen die Produkteigenschaften eines Bildes und liefern entweder genau das gesuchte Produkt, oder sehr ähnliche Produkte mit den gleichen Merkmalen. Dies ist ein enormer Vorteil, da der Suchaufwand sehr deutlich verringert wird.
Fazit
Es gibt sehr vielfältige Möglichkeiten um Visual Commerce zu nutzen. Im Vorfeld sollte daher genau analysiert werden, welche Features für einen User einen wirklichen und grossen Mehrwert darstellen. Mit einer Integration in den Shop können höhere Conversion Rates erzeugt werden und man grenzt sich auch gleichzeitig vom Wettbewerb ab. Virtuelle Showrooms bieten ortsunabhängig Zugang für eine Vielzahl von Personen und führen zu einer verstärkten Verbreitung der Marke. Indem Produkte besser von den Usern ausgewählt werden können, ist es möglich den Retouren- und Logistikaufwand zu verringern. Mit Visual Commerce wird Einkaufen zum Erlebnis und die Kunden werden dies positiv in Erinnerung behalten, was eine gesteigerte Markentreue hervorrufen kann.